Vor
über einer Woche, dem 10. 10. 18, war World Mental Health Day. Nach
langem Überlegen, habe ich mich dazu entschieden, dass ich darüber
reden will bzw. was dazu sagen.
Wie
einige von euch bereits wissen, liegt mir Mental Health sehr am
Herzen. Recht früh bekam ich schon einiges mit, was dieses Thema
betrifft, aber wirklich verstanden, habe ich es erst als ich älter
war.
Die
erste Erfahrung mit Mental Health Problemen, die ich hatte, war in
meiner Familie. Meine Tante wurde krank, und irgendwann dadurch auch
depressiv. Ich war noch sehr klein, also verstand ich nicht, was da
vor sich ging. Warum sie uns nicht sehen wollte, warum sie nicht mit
uns spielen wollte, so wie sie es früher getan hatte, warum sie
einfach.. anders aussah.
Als
meine Eltern sich haben scheiden lassen, war die Zeit für meine
Mutter sehr stressig, da so viele Dinge auf einmal passierten. Dies
resultierte damit, dass sie Burn Out Syndrom bekam. Wochenlang kam
sie kaum aus dem Bett, aß höchstens etwas Käse am Tag. Plötzlich
war sie auf sich allein gestellt. Sie, und ihre fünf Kinder.
Natürlich waren wir alle zu der Zeit schon älter, meine älteste
Schwester sogar schon ausgezogen, aber dieses Laster, dass sie nun
die anderen vier komplett allein weiter erziehen musste, war immens.
Ungefähr
zur gleichen Zeit, brach der Kontakt zu meiner besten Freundin ab.
Ihr müsst verstehen, wir sind auf der gleichen Straße aufgewachsen.
Sie ist viel in der Stadt umhergezogen, aber egal, wo sie war, der
Kontakt hielt stand. Doch dann, war da plötzlich nichts mehr. Wir
sahen uns höchstens zweimal im Jahr auf Stadtfesten und das war dann
so, als wären wir nie getrennt gewesen.
Als
ich ein paar Jahre älter war, fast volljährig, merkte ich, dass sie
bei mir etwas änderte. Ich hatte immer so ein komisches Gefühl,
aber ich konnte es nicht zuordnen. Ich kann mich noch dran erinnern,
wie ich damals mit Freundinnen raus war, mit ihnen Spaß hatte,
tanzte, und dann war da dieser Typ. Er schien interessiert und das
war für mich neu, also fand ich es natürlich spannend. Dieses
Gefühl, was ich zuvor hatte, hielt an. Dieses unwohle Gefühl, das
ich den ganzen Tag schon hatte. Dann küsste er mich, ich wollte
nicht, wusste aber auch nicht, was ich tun sollte. Wisst ihr, ich bin
in Kneipen groß geworden. Mein Vater hatte mit seinen Freunden eine
geführt und nahm uns dann am Wochenende immer mit. Also wusste ich
wie Männer sein können, wenn sie trinken. Er war ein Freund von
einer meiner besten Freundinnen zu der Zeit. Den Rest des Abends war
ich still, wusste nicht wirklich wohin mit mir. Als wir dann zurück
bei meiner besten Freundin zuhause waren, hatte ich das Gefühl, dass
ich mich übergeben müsste. Ich hatte höchstens zwei Mischbier
getrunken. Übergeben musste ich mich nicht. Meine erste Angstattacke
passierte in der Nacht. Zuordnen konnte ich sie aber noch nicht, da
ich nicht wusste, was da passiert.
Mein
Vater starb als ich ungefähr 19 war. Das, und die schwierige Phase,
die ich hatte durch die Schule auf der ich war, versank ich in sehr
dunklen Gedanken. Ich ging kaum raus, ich redete mit niemandem,
schlief viel, kam selten aus meinem Zimmer. Fast ein Jahr lang,
fühlte ich entweder nichts oder alles auf einmal. Weinte mich oft in
den Schlaf, wenn ich denn überhaupt mal schlief. Ständig zitternde
Hände, immer abwesend wirken, große Veranstaltungen so viel
gemieden wie ich nur konnte.
Auch
heute, kämpfe ich mit vielen solcher Dinge. Mental Health ist so
unglaublich wichtig. Auf deutsch könnte man es „Geisteskrankheit“
bezeichnen, aber viele denken an Verrückte, wenn man diesen Begriff
benutzt. Dem ist aber nicht so. Es bedeutet einfach, dass dein Gehirn
nicht ganz gesund ist. Wenn es deinem Körper nicht gut geht, dann
kümmert man sich auch darum, nimmt Medikamente, ruht sich aus. Aber
es scheint, als würden viele ihre geistige Gesundheit nicht ganz
ernst nehmen. So etwas kann jeden treffen. Sogar die, die scheinbar
das „perfekte“ Leben führen. Das interessiert die Krankheiten
nämlich nicht. Es ist nicht so, als würden sie sich die Leute
aussuchen und sich denken „So du! Du wirst jetzt depressiv sein!“
oder „Du hast jetzt eine Angststörung!“
Was
hier wichtig ist, ist, dass man darüber redet. Es normalisiert, dass
Leute krank sein können. Dass sie es nicht nur vorspielen, um
Aufmerksamkeit zu bekommen.
Heute
können wir auch bei uns in der Familie relativ offen darüber reden.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir alle volljährig sind, dass
meine Mutter auch so offen über ihr damaliges Burn Out reden kann.
Dieser zuvor erwähnte Kontaktabbruch zwischen mit und meiner besten
Freundin kam z.B. auch daher, dass sie depressiv war. Eine Sache, die
sie mir erzählte, als wir schon etwas älter waren. Heute ist sie
wieder Teil meines täglichen Lebens. Ich rede auch offen über meine
Angststörung. Ich benutze es nicht als Ausrede, versuche daran zu
arbeiten und mich zu bessern. Ich versuche, meinen Freunden zu
erklären wie es ist, wenn man so etwas hat, damit sie es besser
nachvollziehen können und um sie teilhaben zu lassen, wenn es mir
nicht gut geht. Es fällt mir sehr schwer, aber lieber so, als dass
sie sich fragen, ob sie schuld sind, dass ich nicht mit rausgekommen
bin.
Also,
nehmt eure geistige Gesundheit ernst. Geht zu einem Therapeuten,
auch, wenn ihr euch „nur“ was von der Seele reden wollt. Denkt
dran, dass eure Freunde nicht eure Therapeuten sind. Kümmert euch um
euch selbst und nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Nicht alle Krankheiten sehen gleich aus oder fangen gleich an. Nur, weil es bei manchen durch ein großes Ereignis hervorgerufen wurde, heißt das nicht, dass es bei allen so ist. Nehmt eure und anderleuts Trigger ernst. Macht euch nicht über so etwas lustig und seid einfach nett und respektvoll. Das ist das Mindeste, was man tun kann.
Das
war's dann auch erstmal wieder von mir. Hier geht es primär um meine
Mental Health Journey und wie ich damit in Verbindung gekommen bin.
Vielen Dank für's Lesen meine Dudes und Dudettes, schreibt mir gern
eine Mail oder Kommentare.
Ich
hoffe euch geht’s (den Umständen entsprechend) gut!
Wir
lesen uns später.
0 Kommentare