Kennt ihr das, wenn ihr euch mit jemandem unterhaltet - in eurer Muttersprache - und plötzlich fehlen euch die Worte. Aber nur auf der einen Sprache. In eurer Zweit- oder Drittsprache wisst ihr jedoch den Begriff, den ihr sucht. Aber ihr könnt jetzt nicht einfach die Sprache wechseln, erst recht, wenn ihr nicht wisst, ob die andere Person das verstehen würde oder, ob es in noch mehr Erklärungen ausartet.
Oft fällt es mir schwer meine Mutter etwas zu erklären, da mir oft einfach die Begriffe nicht einfallen. Zumindest auf Deutsch nicht. Wenn ich mich jedoch mit meinen Brüdern unterhalte, dann kann ich einfach ein oder zwei englische Begriffe einwerfen und es macht keinen großen Unterschied.
Aufgefallen ist mir dies vor nicht allzu langer Zeit. Wahrscheinlich ist es so ein Generations-Ding. Als meine Mutter noch kleiner war, gab es das Internet offensichtlich noch nicht. Und nun, ich und meine Geschwister sind noch mit VHS Kassetten groß geworden. Haben die Transition mitgemacht von VHS zu DVD, von Diskette zu CD zu USB zu was auch immer es heute noch so gibt. Ich glaube, man schimpft unsere Generation auch als „Nostalgie“-Generation, weil es nichts mehr gibt, was wir in der Kindheit hatten.
Bis zur 8. Klasse war ich zum Beispiel echt schlecht in Englisch. Daraufhin habe ich den Sommer damit verbracht Sendungen wie „A Shot At Love With Tila Tequila“ oder „Jersey Shore“ zu schauen. Dadurch, dass ich dann zugehört habe und währenddessen die Untertitel gelesen habe, haben sich einige Ausdrücke und Vokabeln regelrecht in mein Gehirn gebrannt. Solche Sachen habe ich recht viel geschaut früher und mein Englisch wurde dadurch auch immer besser. Irgendwann war ich dann Einser-Schülerin – aber nur in dem Fach, sonst war ich in der Schule eher durchschnittlich bis grottig, haha – und habe mich immer mehr getraut. Seit ich 16 war, habe ich auch Freunde, deren Muttersprache Englisch ist. Das war für mich früher komplett ausgeschlossen! Die kleine schüchterne Steffi, die ja keinen Fehler machen darf, redet mit jemandem, der keine andere Sprache als Englisch spricht. Und nun, nun ja, nun, sagen mir die Leute solche Sachen wie „ich vergesse oft, dass Englisch gar nicht deine Erstsprache ist.“ Und das ist so ziemlich das netteste Kompliment.
Viel dazu gelernt, habe ich auch durch Social Media. Sei es durch Memes, Freunde, Tweets, Blogposts, oder YouTube Videos. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich versucht habe einer kanadischen YouTuberin bei einem Video zu folgen, während sie sich schminke. Ich verstand nicht ein Wort von dem was sie sagte, haha. Und nun, bin ich diejenige, die den anderen Sachen übersetzen muss, wenn sie etwas nicht verstehen.
Ebenfalls führen eben diese Dinge dazu, dass man gewisse Situationen auf z.B. Englisch beschreiben kann, aber auf Deutsch gibt es keinen Ausdruck, der genauso gut dazu passt. Natürlich ist dies auch andersherum der Fall. Es gibt keine Sprache, in der es so viele Worte bzw Ausdrücke gibt, um verschiedene Emotionen, Gefühle, oder Situationen zu beschreiben wie im Deutschen. Man denke an solche Begriffe wie „Fernweh“, „Wanderlust“, „Schadenfreude“ oder wie ich neu gelernt habe „Marmeladenglasmomente“.
Ich denke, das zeigt einfach, dass Übung wirklich alles ist. Man kann durch's Üben einfach so viel ausbauen und weiterentwickeln. Vieles, bei dem man denkt, man bräuchte einfach „Talent“, sind Dinge, die man einfach bis zum Ermüden üben kann und muss, damit das Resultat aussieht wie bei den Profis.

Ja gut, das war's dann mal wieder von mir. Vielen Dank für's Lesen meine Dudes und Dudettes, schreibt mir gern eine Mail oder Kommentare. Könnt ihr euch noch an VHS Kassetten erinnern? Sprecht ihr mehr als eine Sprache?



Wir lesen uns später.